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Rettungsaktion

Eine außergewöhnliche Rettungsaktion...

Dass wir als Fachfirma einen 24 Stunden Notdienst anbieten, gehört für uns quasi zum Ehrenkodex eines jeden guten Baumpflegers. Wenn Not am Mann ist, sind wir zu jeder Tages- und Nachtzeit für unsere Kunden zu erreichen und so ist es keine Seltenheit, dass wir auch zu den ungewöhnlichsten Zeiten zu Einsätzen gerufen werden.

In den meisten Fällen handelt es sich bei diesen Notfällen um Sturm- oder Bruchschäden:

 
Ein Baum ist zum Beispiel auf ein Haus gestürzt, ein Astbruch hat Leitungen lahm gelegt oder ein Sturm hat einen Baum entwurzelt, welcher weiteren Schaden zu verursachen droht. Ab und an kommt es aber auch vor, dass wir zu Einsätzen gerufen werden, welche von unserem normalen Alltag ein klein wenig abweichen.

 

So haben wir schon das ein oder andere Mal einer wagemutigen Katze zurück auf den Boden verholfen, welcher ganz oben im Baum der nötige Mut für den Abstieg fehlte oder haben diverse Drohnen aus den höchsten Baumwipfeln zu ihren überambitionierten Besitzern zurückgebracht. Der Anruf aber, der uns an einem Sonntag im Mai diesen Jahres ereilte, war dann doch auch für uns eine gänzlich neue Erfahrung und stellte uns vor ungeahnte Herausforderungen.

 

So klingelte an besagtem Sonntag gegen 7:00 Uhr morgens das Telefon und Jens Hörig vom Nature Support Verein war am Apparat: Ein 3 Tage altes Uhu-Baby, so sagte er, war am vergangenen Tag aus seinem Nest, ganz oben aus einer gut 30 Meter hohen alten Esche im Wermsdorfer Wald, gestürzt. Die Uhu-Mutter hatte es wohl unbeabsichtigter Weise beim Füttern aus dem Nest gestoßen. Glücklicherweise aber, war just in diesem Moment der Förster zugegen, welcher den Vorgang beobachtet hatte und sich der Sache sofort annahm. Den ganzen Tag über, wie auch die folgende Nacht hindurch hatte der Förster das Junge aus der Entfernung beobachtet und darauf gehofft, die Uhu-Mutter würde es finden und wieder nach oben zurück ins schützende Nest befördern.

 

Als dies jedoch leider nicht wie erhofft eintraf, musste eine andere Lösung her – was uns ins Spiel brachte. So war die Idee von Jens, das Uhu-Junge von einem unserer Kletterer wieder nach oben in den Baum bringen zu lassen. Nun könnte man ja meinen: „So ein Aufwand für ein Vogelbaby... ist das denn nötig?“ Nun ist es aber tatsächlich so, dass der Uhu zu den besonders und streng geschützten Arten gemäß Bundesnaturschutzgesetz zählt und es in Sachsen nur noch einige wenige Brutpaare gibt. Dieses Nest Wermsdorfer Forst stand daher unter Beobachtung der Vogelschützer und rief große Hoffnung für den Fortbestand des Uhus in Sachsen hervor.

 

Als Naturfreunde, welche wir als Baumpfleger eben auch sind, sahen wir uns daher sofort in der Pflicht und nahmen uns der Sache gerne an. Eine Herzensangelegenheit also, die uns auch am heiligen Sonntag ehrenamtlich anrücken ließ. Jens von Nature Support hatte sich in der Zwischenzeit des Uhus angenommen und ihn mit etwas Nahrung und Wärme versorgt, während wir uns mit voller Montur auf den Weg in den Wermsdorfer Forst machten. Dort angekommen mussten wir noch ein ganzes Stück zu Fuß zurücklegen um an den Einsatzort zu gelangen. Dort angekommen erwartete uns dann die mächtige 35 Meter hohe Esche, die zu beklettern auch für den erfahrensten aller Baumkletterer eine Herausforderung darstellte. Umso kleiner wirkte im Vergleich dazu der winzige, noch federlose Vogel, der mit fest geschlossenen Augen in seiner gut gepolsterten Transportbox saß. Kaum zu glauben, dass das Junge den hohen Sturz aus dem Nest unbeschadet überstanden hatte.

 

Fabian, Chef und Kletterer von Demergo Baumpflege, ließ es sich nicht nehmen das Klettern selbst zu übernehmen. Die Vorbereitungen dafür nahmen einige Zeit in Anspruch. Das nötige Equipment musste zunächst zu Fuß durch das Unterholz bis zur Einsatzstelle transportiert werden. Um den Baum zu beklettern ohne dabei Schäden an der Rinde zu verursachen, musste ein Seil an der richtigen Stelle ganz oben in der Baumkrone eingeworfen werden, an welchem sich der Kletterer dann mit der sogenannten „Treppenaufstiegs“-Technik nach oben arbeitete.

 

Die Transportbox samt Baby-Uhu wurde dann am Klettergurt des Kletterers befestigt und die Umgebung abgesichert. Dann ging es an den schweißtreibenden Aufstieg, welcher viel Erfahrung und Geschick im Klettern erforderte und für großes Erstaunen bei den Beobachtern ringsum sorgte. Oben angekommen konnten wir glücklicherweise feststellen, dass sich noch ein zweites Uhu-Baby im Nest befand und auch ein frisches Futtertier vorhanden war. Beides war, laut der Vogelexperten, ein Zeichen dafür, dass die Uhu-Mutter das Nest nicht verlassen hatte, sondern weiterhin betreute. Die Chancen für eine erfolgreiche Wiederaufnahme in das Nest standen somit gut für unseren kleinen Findling und so setzten wir das kleine Uhu-Junge wieder zurück in das Nest.

 

Der Kletterer machte sich daraufhin an den Abstieg und wir verabschiedeten uns, mit den besten Wünschen an das kleine Vogelbaby aus dem Wermsdorfer Forst. Ein schöner, wenn auch ungewöhnlicher Einsatz, an den wir noch lange zurück denken werden. Wir hoffen, dass wir dem kleinen Vogel helfen konnten – was weiter passiert, müssen wir nun dem Schicksal überlassen und so bleibt uns nur zu hoffen dass wir den charakteristischen Schrei des Uhus wieder öfter in unseren sächsischen Wäldern hören dürfen.

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